Gäste Sommerprogramm Stadt Land Boden
Residency-Programm: 596 Acres & Anna Heilgemeir, Atelier d’architecture autogérée, Bonnie Fortune und Brett Bloom, Design for the Living World & Marjetica Potrč, Fernando García-Dory, Mathias Heyden
Architektur: fatkoehl architekten, Architectuul
Öffentliche Gespräche: Christopher Dell, Frank Adloff, Johannes Euler, Sybille Bauriedl, Ulla Drenckhan
596 Acres & Anna Heilgemeir
Daten als Schlüssel zu urbanen Brachflächen: 2011 hat die Juristin Paula Z. Segal die Organisation 596 Acres gegründet. 596 Acres ist eine im New Yorker Stadtteil Brooklyn beheimatete non-profit Organisation, die mit Hilfe von Eigentumsinformationen Nachbarschaften Zugang zu öffentlichen Flächen ermöglicht. Paula Z. Segal und ihre MitstreiterInnen haben nicht nur zahlreichen Gemeinschafsgärten einen Zugang zu öffentlichen Flächen ermöglicht, sondern sie arbeiten inzwischen auch an der Ausweitung des Projekts auf Städte wie New Orleans oder Los Angeles.
Paula Z. Segal wird im Rahmen ihrer Residency zusammen mit Anna Heilgemeir arbeiten. Anna Heilgemeir Dipl.-Ing. in für Architektur, Künstlerin und stadtpolitsche Aktivistin. Ihre Arbeit bewegt sich entlang der Notwendigkeit und den Möglichkeiten einer inklusiven Produktion, Nutzung, Entscheidung und Verwaltung von und über Raum.
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Frank Adloff
Frank Adloff lehrt Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Er forscht zu den Themen Zivilgesellschaft, Stiftungswesen und ist Autor mehrerer Bücher. 2014 brachte er in Zusammenarbeit mit Claus Leggewie die deutsche Fassung für: Das konvivialistische Manifest. Für eine neue Kunst des Zusammenlebens im transcript Verlag heraus. Dieser Text, der aus der Kooperation vieler zumeist französischsprachiger WissenschaftlerInnen von Weltrang herausgegangen ist, liefert eine Kritik am utilitaristischen Denken und seiner Kategorien von Zweckrationalität und Nutzenmaximierung. Mit dem Ende der Wachstumsgesellschaft sind die „Menschen auf der Suche nach neuen Formen des Zusammenlebens“. Dies zeige sich auch an der Reaktualisierung des Genossenschaftsgedankens, so Adloff. Es stelle sich die Frage: Wie können wir in Zeiten der Globalisierung miteinander leben, uns unterscheiden und Konflikte haben, ohne uns zu massakrieren?
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Atelier d’architecture autogérée
Selbstorganisierte Architektur und resiliente Städte: Das Büro für selbstgestaltete Architektur (aaa) wurde 2001 von den Architekten Constantin Petcou und Doina Petrescu gegründet. Es handelt sich um eine kollektive Plattform, die sich forschend und mit Interventionen den kulturellen, sozialen und politischen Veränderungen der zeitgenössischen Stadt widmet. Mit Hilfe von „urbanen Taktiken“ sollen Menschen ermutigt werden, ungenutzte Räume selbst-organisiert zu nutzen. Mit R-Urban hat aaa ein ambitioniertes Pilotprojekten in Colombre, einer mittelgroßen Stadt nordwestlich von Paris, aufgebaut, das eine urbane Landwirtschaft (AgroCité), eine Recycling-Station (RecycLab) und den Plan für ein genossenschaftliches und ökologisches Wohnprojekt (EcoHab) miteinander verbindet.
Sybille Bauriedl
Seit den 1990er Jahren setzt sich Sybille Bauriedl mit Leitbildern europäischer Metropolen im Kontext ökonomischer Globalisierung und globaler Umweltveränderungen auseinander. Dabei interessieren sie sowohl stadtpolitische Diskurse als auch konkrete Dynamiken sozio-ökonomischer Prozesse und Ressourcenkonflikte innerhalb von Städten und zwischen Städten im internationalen Maßstab. Ihre weiteren Forschungsschwerpunkte sind Geschlechterforschung und Politische Ökologie. Zur Zeit ist sie an der Academy of Advanced African Studies in Bayreuth tätig und forscht zu internationaler Klimapolitik und der Umsetzung auf nationaler und kommunaler Ebene in Kenia. Demnächst erscheint das von ihr herausgegebene Wörterbuch Klimadebatte.
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Brett Bloom und Bonnie Fortune
Kunst und Ökologie: Bonnie Fortune und Brett Bloom arbeiten zusammen an künstlerischen Forschungsprojekten zu den Themen Ökologie und Habitat (Lebensräume). Gemeinsam haben sie zahlreiche Projekte zu urbanen Lebensräumen und zur Stadtökologie gemacht und schreiben über die Themen Kunst und Ökologie auf www.mythologicalquarter.net. Brett Bloom arbeitet derzeit mit Breakdown Break Down in einem Projekt zum zivilgesellschaftlichen Antworten auf ein drohendes Klimachaos. Bonnie Fortune hat gerade einen Sammelband mit künstlerischen Positionen zu ökologischen Fragen im skandinavischen Raum veröffentlicht.
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Christopher Dell
Christopher Dell lebt und arbeitet als Theoretiker und Komponist in Berlin. Er gilt laut Reclam Jazzlexikon als der führende Vibraphonist Europas. Christopher Dell‘s Interesse gilt Praxen und Organisationsverläufen der zeitgenössischen Stadt. An der HafenCity Universität Hamburg initiierte er mit anderen das Forschungsprojekt Universität der Nachbarschaften (UdN). Dell ist Leiter des ifit, Institut für Improvisationstechnologie, Berlin. Er lehrte u.a an der Architectural Association, London, der University of the Witwatersrand Johannesburg, der Columbia University New York und der Academie for Bouwkunst, Arnhem.
Design for the Living World / Marjetica Potrč
Wandergesellen und partizipatives Design: Design for the Living World ist Marjetica Potrč’ Klasse zu partizipativen Praktiken an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Inspiriert durch die Tradition der Wandergesellen, die Erfahrungen in ihrem Handwerk durch das Wandern von Stadt zu Stadt erlangt haben, arbeiten die Studierenden in Projekten in anderen Städten und Ländern. Die Methode der Klasse ist forschend und fächerübergreifend, der Fokus der Arbeit liegt auf partizipatorischem Design. Sie haben in der jüngsten Vergangenheit in Tromsø, Belgrad, Soweto und New York nach nachbarschaftsorientierten und nachhaltigen Lösungen gesucht.
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Ulla Drenckhan
Die Metropolenforscherin Ulla Drenckhan beschäftigt sich mit Argumentationsstrategien und Handlungsspielräumen gescheiterter urbaner Nachhaltigkeitskonzepte. Für die Nachbarschaftsakademie hat sie auf der Basis von zwei Planungsansätzen aus den 1960er und 1980er Jahren einen fiktiven Dialog geschrieben. In einem Audio-Rundgang um den Moritzplatz, der zu weiten Teilen aus Zitaten der jeweiligen Stadtentwicklungskonzepte besteht, stehen sich städtebauliche Visionen gegenüber und werden mit der aktuellen Situation am Moritzplatz in Bezug gesetzt. So lässt sich direkt vor Ort am Moritzplatz erahnen, welche alternativen Pläne es zur heutigen Gestaltung des Platzes gab, welche Auswirkungen diese bis heute haben und wirft die Frage auf, was wir aus der Planungsgeschichte für zukünftige und zukunftsfähige Entwicklungen lernen können.
Johannes Euler
Johannes Euler hat Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Philosophie studiert und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen im Projekt „Future Water“. Er promoviert zum Thema Commoning – Wasser als Allmendegut?! Potentiale und Limitationen für die Lösung regionaler und globaler Wasserkonflikte. Darüber hinaus ist er im Commons-Institut und im Netzwerk Plurale Ökonomik aktiv. Er mag Sommerwetter und Bratkartoffeln mit Salat.
fatkoehl architekten und architectuul
fatkoehl architekten entwickelt und baut architektonische Modelle der Mischung und Kommunikation. Florian Köhl begleitet die Entwicklung der Idee einer räumlichen Struktur für die Nachbarschaftsakademie bereits seit 2013. Die in diesem Prozeß entwickelte Laube im Prinzessinnengarten ist ein in die Höhe wachsender Gemeinschaftsgarten und eine Plattform für öffentliche Veranstaltungen, Ateliers, Work- und Talk-Shops.
Christian Burkhard ist Publizist und Betriebswirt und arbeitet seit mehreren Jahren mit Florian Köhl zusammen. Er ist Gründer der Online-Architektur Plattform Architectuul und berät Architekten und Stadtplaner bei der Entwicklung von ökonomischen Nutzungsszenarien für vielfältige und lebenswerte Städte und hat seit 2013 fatkoehl architekten und die Nachbarschaftsakademie bei der Entwicklung des Architekturkonzepts unterstützt.
Fernando García-Dory / INLAND
Fernando García-Dory ist bildender Künstler und beschäftigt sich in seinen Arbeiten vor allem mit der heutigen Beziehung zwischen Kultur und Natur. Er untersucht wie sich diese Beziehung in Landschaften, im ländlichen Raum, in Identitäten, aber auch in (globalen) Krisen, Utopien oder dem Potential für sozialen Wandel manifestiert. Er hat bildende Kunst und die Soziologie des ländlichen Raumes in Madrid und Amsterdam studiert, bereitet eine Doktorarbeit zu Agrarökologie vor und hat unter anderem an der documenta 13 (2012) teilgenommen.
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Mathias Heyden
Mathias Heyden ist Tischler, Architekt und Mitbegründer der Berliner Wohn- und Arbeitsgemeinschaft K 77. Seit 2009 lehrt und forscht er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Berlin am Fachgebiet für Städtebau und Urbanisierung und denkt verstärkt darüber nach, die Themen Commons, Community Organizing & Community Design in Berlin zu institutionalisieren.
Florian Wüst
Florian Wüst lebt als freischaffender Künstler und Filmkurator in Berlin. Seine Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und dem sozialen, ökonomischen und technischen Fortschritt in der Moderne. Zu dieser Auseinandersetzung zählt als wiederkehrendes Thema seiner Arbeit auch die Stadt. 2015 ist die von ihm und Ralph Eue editierte DVD Die moderne Stadt. Filmessays zur neuen Urbanität der 1950/60er Jahre erschienen. Zusammen mit Stefanie Schulte Strathaus hat er 2008 das Buch Wer sagt denn, dass Beton nicht brennt, hast Du’s probiert? Film im West-Berlin der 80er Jahre herausgegeben.
Für die Nachbarschaftsakademie kuratiert Florian Wüst eine Filmreihe, die Bezüge zwischen Bodenfrage, Mieterkampf und Selbstversorgung in Stadt und Land herstellt.