Fernando García-Dory / INLAND
Fernando García-Dory ist bildender Künstler und beschäftigt sich in seinen Arbeiten vor allem mit der heutigen Beziehung zwischen Kultur und Natur. Er untersucht wie sich diese Beziehung in Landschaften, im ländlichen Raum, in Identitäten, aber auch in (globalen) Krisen, Utopien oder dem Potential für sozialen Wandel manifestiert. Er hat bildende Kunst und die Soziologie des ländlichen Raumes in Madrid und Amsterdam studiert, bereitet eine Doktorarbeit zu Agrarökologie vor und hat unter anderem an der documenta 13 (2012) teilgenommen.
Für die Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten schlägt Fernando García-Dory eine Anwendung der Methoden und Praktiken von INLAND vor. Bei INLAND handelt es sich um die Idee einer anpassbaren und reproduzierbaren „Para-Institution“*. Es handelt sich um die Idee einer Organisation und einer kollaborativen Plattform, die für den sozialen und kulturellen Übergang zur Nachhaltigkeit steht. In ländlichen Räumen stellen sich einige der drängendsten Fragen unsere Zeit nach Akkulturation, Autonomie, ökologische Modelle und Lebensmittelproduktion, die Einhegung der Gemeingüter und die mögliche Wiederauferstehung funktionaler Kunst.
INLAND ist eine seit 2009 fortlaufende mobile Arbeit, die die Rolle von Territorien, Geopolitik, Kultur und Identität zwischen Stadt und Land untersucht. Es ist gleichzeitig ein Instrument, das die Ökonomie von Land und Kunst und die Art und Weise wie wir mit der Biosphäre interagieren, betrachtet. Es handelt sich um eine Methodologie, die es erlaubt, gegenwärtige Entwicklungen in der Beziehung zwischen Gesellschaft und Umwelt zu analysieren und zu interpretieren. In dieser Arbeit werden alternative kulturelle Narrative erzeugt, die Konflikte auf eine andere Art lesbar machen um Menschen dazu zu ermächtigen, gemeinschaftlich zu handeln. Die künstlerische Auseinandersetzung hilft, lebendige Strukturen sichtbar zu machen, sie zu erhalten und sie im kulturellen Feld zirkulieren zu lassen.
Im Rahmen der Nachbarschaftsakademie wird García-Dory seine Arbeit auf den Berlin-Brandenburgischen Kontext ausweiten. Er wird zwischen der Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten und einem Hof in Brandenburg arbeiten und hier einen verlängerten Arbeitsraum von INLAND aufbauen. Verschiedene Aktionen sowie ein Diskussions- und Austauschprogramm für unterschiedlichste Akteure, von Schafhirten bis zu AkademikerInnen, KünstlerInnen oder PolitikerInnen, werden ihren Ausgangspunkt bei der Analyse unterschiedlicher kultureller Lesarten des Ländlichen in Deutschland nehmen. Sie werden die gegenwärtige Situation beleuchten und Projektionen möglicher Zukünfte vornehmen. Das so gewonnene Wissen wird durch Workshops praktisch vermittelt, die es vor allem jungen KünstlerInnen ermöglichen soll, ihre Ausbildung über die üblichen Curricula hinaus auszuweiten und neue Rollen für KünstlerInnen zu definieren.
García-Dorys Aufenthalt im Rahmen der Nachbarschaftsakademie 2015 soll ihm ermöglichen das INLAND-Projekt zu präsentieren, Bedingungen für Ausweitung nach Berlin/Brandenburg zu recherchieren und bestehende Kontakte und Netzwerke auszubauen.
Webseiten Fernando García-Dory und INLAND
*“The concept of a para-institution could refer to the cultural tactic of creating a symbolic and functional structure to host expanded artistic activities. Para-institutions are based in the field. They are polyvalent specialist mobile units working in emergency contexts. Para-institutions can operate in relation to an “official” institution, i.e. a state or a company, thereby (drawing the veil of (socially legitimate power) over (themselves). In this way, para-institutions exist beside or near an official institution(,) while at the same time, against(– )taking on a confrontational, dialectic position towards that institution. A para-institution resembles the institution, using mimetic, camouflage and mirroring (manoeuvers), but also aims to be beyond, for example subverting the existing labour-life relation or the hierarchy in established conventional institutions. Para-institutions, as precautionary form, can operate as a secret or semi-secret society ( such as the Fabians or the Bilderberg Group). They can be multiple and grow to a dimension of a para-state, as Herzbollah” F.G. Dory 2014