Im Februar hat die Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten in Zusammenarbeit mit Allmende Kontor und Spreeacker zu Suppe #2 eingeladen. Etwa 75 Interessierte sind in den Optionsraum auf dem Spreefeld gekommen, um sich mit uns über Urbane Gärten und urbane Landwirtschaft in São Paulo, Rio, Salvador, Bogotá und Medellín auszutauschen.
Eingeladen waren Ana Alvarenga, Severin Halder, Camila Nobrega, Jasmin Johnson und Marco Clausen, um über ihre Erfahrungen und Forschungen in lateinamerikanischen Initiativen und Bewegungen zu sprechen. Der Prinzessinnengarten hat von seiner Netzwerk- und Studienreise nach Bogotá, Salvador de Bahia und São Paulo erzählt, die durch Einladung der örtlichen Goethe-Institute ermöglicht wurde.
Gesprächsthemen an diesem langen und schönen Abend waren u.a. Ernährungssouveränität, Kommunikationssouveränität, Agrarökologie, Gärten als Orte kritischer Reflexion und Bildung, die Rolle der Frauen in den Garten- und kleinbäuerlichen Bewegungen, Feminismus, Einsatz von Agrargiften und GMOs, Verdrängungsprozesse der armen und indigenen Bevölkerung (etwa durch die Olympia, Industrialisierung der Landwirtschaft, Extraktion von Bodenschätzen), Selbstversorgung und bäuerliches und medizinisches Wissen in den Gärten und Erhalt der Saatgutvielfalt, intelligente und zukunftsfähiger Umgang mit städtischen Ressourcen (am Beispiel der Wasser-”Krise” in São Paulo). Zum Abschluss gab es eine hausgemachte ”Moqueca de Banana”. (Weitere Bilder des Abends finden sich am Ende des Posts)
Aus der Einladung
Gärten zwischen Avenidas und Favelas
Urbane Gärten und urbane Landwirtschaft in São Paulo, Rio, Bogotá und Medellín
Wir laden ein zu Bildvorträgen von: Jasmin Sepahzad, Severin Halder und Marco Clausen, einem offenem Austausch und einem gemeinsamen Essen. Eine Kooperationsveranstaltung der Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten mit Allmende Kontor und Spreefeld
VOM SÜDEN LERNEN: REISEBERICHTE AUS GÄRTEN IN LATEINAMERIKA
Jasmin Sepahzad, Severin Halder und Marco Clausen sind in verschiedenen Gartenprojekten in Berlin aktiv bzw. forschen zum Thema urbane Gärten. In unterschiedlicher Form hatten alle drei Gelegenheit, Garten- und Landwirtschaftsprojekte in Lateinamerika zu besuchen, und sich insbesondere in São Paulo Paulo, Rio, Bogotá und Medellin mit Gärtner*innen und Aktivist*innen auszutauschen. Eingeladen haben wir zudem Ana Alvarenga de Castro. Sie hat in Rio in urbanen Landwirtschaftsprojekten in Favelas gearbeitet und dabei insbesondere die Arbeit von Frauen in der urbanen Landwirtschaft politisch, forschend und praktisch unterstützt.
In einem lockeren Gespräch und bei einem gemeinsamen Essen wollen wir die Eindrücke, die wir auf unseren Reisen gewonnen haben, teilen und eine Reihe von Fragen aufwerfen, die nicht nur die Gärten im globalen Süden betreffen, sondern auch ihre Beziehung zu vergleichbaren Initiativen hier. Unser Interesse richtet sich u.a. auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die möglichen sozialen, ökologischen und bildenden Wirkungen von Gärten, ihren Beitrag zur Ernährungssouveränität und den Zugang, den sie zu gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln ermöglichen. Ausgehend von der Frage „Was können wir vom Süden lernen?“ soll darüber hinaus Bezug genommen werden auf Ideen, Konzepte und Bewegungen, die ihren Ursprung in Lateinamerika haben bzw. dort stark verwurzelt sind. Dazu gehören beispielsweise die Idee der Ernährungssouveränität, die kleinbäuerliche Bewegung La Via Campesina, das indigene Prinzip des Buen Vivir oder Praxis und Bewegung der Agrarökologie.
HINTERGRUND: URBANE LANDWIRTSCHAFT IM GLOBALEN SÜDEN
In den letzten Jahren sind in Städten wie Berlin, New York, Detroit oder Paris zahlreiche neue urbane Gärten entstanden. Auf Titelseiten und zahlreichen Beiträgen von Zeitungen und Magazine weltweit wurde und wird von einem neuen „Trend“ gesprochen, der inzwischen auch in Galerien, Museen und sogar auf den letzten beiden Weltausstellungen zu sehen war. Die Einschätzung, die dieses Phänomen hervorruft, können sehr unterschiedlich sein. KritikerInnen sehen in den Gärten das Neo-Biedermeier einer alternativen Mittelschicht am Werk. Andere Expertinnen und Forschende verstehen sie als Experimentierräumen, in denen auf pragmatische Weise nach Antwortren auf zentrale soziale und ökologische Fragen der Gegenwart gesucht wird. Ein Teil der Initiativen tritt für einen zukunftsfähigen Umgang mit natürlichen Ressourcen ein, für biologische Vielfalt, Partizipation, Solidarität mit der kleinbäuerlichen Landwirtschaft im globalen Süden oder für das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft (Siehe dazu auch das von 120 Initiativen unterzeichnete Manifest „Die Stadt ist unser Garten„)
Der Anbau von Nutzpflanzen auf Gemeinschaftsflächen ist dabei keine Erfindung der Gegenwart, und er ist auch keine Erfindung des Westens. Auch hierzulande beziehen sich Gartenprojekte beispielsweise auf die in den 90er Jahren in Kuba entstandene agricultura urbana. Sie hat nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Versiegen des Zugangs zu billigem Erdöl – der Grundlage einer industrialisierten Landwirtschaft – wesentlich zur Lebensmittelversorgung des sozialistischen Karibikstaates beigetragen. Kuba ist ein Beispiel von vielen. Geschätzt gibt es weltweit 456 Millionen Hektar Ackerflächen in und unmittelbar um Städte (etwa die Größe der Europäischen Union), allein 67 Millionen Hektar befinden sich innerhalb der Stadtgrenzen. Die Welternährungsorganisation schätzt, dass weltweit 800 000 Millionen Menschen in den Anbau von Gemüse und Früchten in Städten eingebunden sind. Vor allem im globalen Süden spielt urbane Landwirtschaft eine zentrale Rolle für die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Gleichzeitig steht sie im Spannungsfeld von Prozessen, die sie gleichermaßen hervorrufen wie bedrohen, etwa der Industrialisierung der Landwirtschaft und der Migration aus ländlichen Räumen in urbane Zentren, Verdrängungsprozessen und wachsender Ungleichheit in den Städten sowie Formen lokaler und informeller Selbstorganisation. An den Metropolen Lateinamerikas lassen sich dabei beispielhaft Prozesse beobachten, die auch für den globalen Prozess der Urbanisierung typisch sind und es lassen sich im Kleinen Ansätze ausmachen, die vielleicht auch für die Zukunft der urbanen Landwirtschaft und unserer Städte wegweisend sein könnten.
Suppe #2: Gärten in Brasilien und Kolumbien
Im Februar hat die Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten in Zusammenarbeit mit Allmende Kontor und Spreeacker zu Suppe #2 eingeladen. Etwa 75 Interessierte sind in den Optionsraum auf dem Spreefeld gekommen, um sich mit uns über Urbane Gärten und urbane Landwirtschaft in São Paulo, Rio, Salvador, Bogotá und Medellín auszutauschen.
Eingeladen waren Ana Alvarenga, Severin Halder, Camila Nobrega, Jasmin Johnson und Marco Clausen, um über ihre Erfahrungen und Forschungen in lateinamerikanischen Initiativen und Bewegungen zu sprechen. Der Prinzessinnengarten hat von seiner Netzwerk- und Studienreise nach Bogotá, Salvador de Bahia und São Paulo erzählt, die durch Einladung der örtlichen Goethe-Institute ermöglicht wurde.
Gesprächsthemen an diesem langen und schönen Abend waren u.a. Ernährungssouveränität, Kommunikationssouveränität, Agrarökologie, Gärten als Orte kritischer Reflexion und Bildung, die Rolle der Frauen in den Garten- und kleinbäuerlichen Bewegungen, Feminismus, Einsatz von Agrargiften und GMOs, Verdrängungsprozesse der armen und indigenen Bevölkerung (etwa durch die Olympia, Industrialisierung der Landwirtschaft, Extraktion von Bodenschätzen), Selbstversorgung und bäuerliches und medizinisches Wissen in den Gärten und Erhalt der Saatgutvielfalt, intelligente und zukunftsfähiger Umgang mit städtischen Ressourcen (am Beispiel der Wasser-”Krise” in São Paulo). Zum Abschluss gab es eine hausgemachte ”Moqueca de Banana”. (Weitere Bilder des Abends finden sich am Ende des Posts)
Aus der Einladung
Gärten zwischen Avenidas und Favelas
Urbane Gärten und urbane Landwirtschaft in São Paulo, Rio, Bogotá und Medellín
Wir laden ein zu Bildvorträgen von: Jasmin Sepahzad, Severin Halder und Marco Clausen, einem offenem Austausch und einem gemeinsamen Essen. Eine Kooperationsveranstaltung der Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten mit Allmende Kontor und Spreefeld
VOM SÜDEN LERNEN: REISEBERICHTE AUS GÄRTEN IN LATEINAMERIKA
Jasmin Sepahzad, Severin Halder und Marco Clausen sind in verschiedenen Gartenprojekten in Berlin aktiv bzw. forschen zum Thema urbane Gärten. In unterschiedlicher Form hatten alle drei Gelegenheit, Garten- und Landwirtschaftsprojekte in Lateinamerika zu besuchen, und sich insbesondere in São Paulo Paulo, Rio, Bogotá und Medellin mit Gärtner*innen und Aktivist*innen auszutauschen. Eingeladen haben wir zudem Ana Alvarenga de Castro. Sie hat in Rio in urbanen Landwirtschaftsprojekten in Favelas gearbeitet und dabei insbesondere die Arbeit von Frauen in der urbanen Landwirtschaft politisch, forschend und praktisch unterstützt.
In einem lockeren Gespräch und bei einem gemeinsamen Essen wollen wir die Eindrücke, die wir auf unseren Reisen gewonnen haben, teilen und eine Reihe von Fragen aufwerfen, die nicht nur die Gärten im globalen Süden betreffen, sondern auch ihre Beziehung zu vergleichbaren Initiativen hier. Unser Interesse richtet sich u.a. auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die möglichen sozialen, ökologischen und bildenden Wirkungen von Gärten, ihren Beitrag zur Ernährungssouveränität und den Zugang, den sie zu gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln ermöglichen. Ausgehend von der Frage „Was können wir vom Süden lernen?“ soll darüber hinaus Bezug genommen werden auf Ideen, Konzepte und Bewegungen, die ihren Ursprung in Lateinamerika haben bzw. dort stark verwurzelt sind. Dazu gehören beispielsweise die Idee der Ernährungssouveränität, die kleinbäuerliche Bewegung La Via Campesina, das indigene Prinzip des Buen Vivir oder Praxis und Bewegung der Agrarökologie.
HINTERGRUND: URBANE LANDWIRTSCHAFT IM GLOBALEN SÜDEN
In den letzten Jahren sind in Städten wie Berlin, New York, Detroit oder Paris zahlreiche neue urbane Gärten entstanden. Auf Titelseiten und zahlreichen Beiträgen von Zeitungen und Magazine weltweit wurde und wird von einem neuen „Trend“ gesprochen, der inzwischen auch in Galerien, Museen und sogar auf den letzten beiden Weltausstellungen zu sehen war. Die Einschätzung, die dieses Phänomen hervorruft, können sehr unterschiedlich sein. KritikerInnen sehen in den Gärten das Neo-Biedermeier einer alternativen Mittelschicht am Werk. Andere Expertinnen und Forschende verstehen sie als Experimentierräumen, in denen auf pragmatische Weise nach Antwortren auf zentrale soziale und ökologische Fragen der Gegenwart gesucht wird. Ein Teil der Initiativen tritt für einen zukunftsfähigen Umgang mit natürlichen Ressourcen ein, für biologische Vielfalt, Partizipation, Solidarität mit der kleinbäuerlichen Landwirtschaft im globalen Süden oder für das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft (Siehe dazu auch das von 120 Initiativen unterzeichnete Manifest „Die Stadt ist unser Garten„)
Der Anbau von Nutzpflanzen auf Gemeinschaftsflächen ist dabei keine Erfindung der Gegenwart, und er ist auch keine Erfindung des Westens. Auch hierzulande beziehen sich Gartenprojekte beispielsweise auf die in den 90er Jahren in Kuba entstandene agricultura urbana. Sie hat nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Versiegen des Zugangs zu billigem Erdöl – der Grundlage einer industrialisierten Landwirtschaft – wesentlich zur Lebensmittelversorgung des sozialistischen Karibikstaates beigetragen. Kuba ist ein Beispiel von vielen. Geschätzt gibt es weltweit 456 Millionen Hektar Ackerflächen in und unmittelbar um Städte (etwa die Größe der Europäischen Union), allein 67 Millionen Hektar befinden sich innerhalb der Stadtgrenzen. Die Welternährungsorganisation schätzt, dass weltweit 800 000 Millionen Menschen in den Anbau von Gemüse und Früchten in Städten eingebunden sind. Vor allem im globalen Süden spielt urbane Landwirtschaft eine zentrale Rolle für die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Gleichzeitig steht sie im Spannungsfeld von Prozessen, die sie gleichermaßen hervorrufen wie bedrohen, etwa der Industrialisierung der Landwirtschaft und der Migration aus ländlichen Räumen in urbane Zentren, Verdrängungsprozessen und wachsender Ungleichheit in den Städten sowie Formen lokaler und informeller Selbstorganisation. An den Metropolen Lateinamerikas lassen sich dabei beispielhaft Prozesse beobachten, die auch für den globalen Prozess der Urbanisierung typisch sind und es lassen sich im Kleinen Ansätze ausmachen, die vielleicht auch für die Zukunft der urbanen Landwirtschaft und unserer Städte wegweisend sein könnten.
Suppe #2: Gärten in Brasilien und Kolumbien
Im Februar hat die Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten in Zusammenarbeit mit Allmende Kontor und Spreeacker zu Suppe #2 eingeladen. Etwa 75 Interessierte sind in den Optionsraum auf dem Spreefeld gekommen, um sich mit uns über Urbane Gärten und urbane Landwirtschaft in São Paulo, Rio, Salvador, Bogotá und Medellín auszutauschen.
Eingeladen waren Ana Alvarenga, Severin Halder, Camila Nobrega, Jasmin Johnson und Marco Clausen, um über ihre Erfahrungen und Forschungen in lateinamerikanischen Initiativen und Bewegungen zu sprechen. Der Prinzessinnengarten hat von seiner Netzwerk- und Studienreise nach Bogotá, Salvador de Bahia und São Paulo erzählt, die durch Einladung der örtlichen Goethe-Institute ermöglicht wurde.
Gesprächsthemen an diesem langen und schönen Abend waren u.a. Ernährungssouveränität, Kommunikationssouveränität, Agrarökologie, Gärten als Orte kritischer Reflexion und Bildung, die Rolle der Frauen in den Garten- und kleinbäuerlichen Bewegungen, Feminismus, Einsatz von Agrargiften und GMOs, Verdrängungsprozesse der armen und indigenen Bevölkerung (etwa durch die Olympia, Industrialisierung der Landwirtschaft, Extraktion von Bodenschätzen), Selbstversorgung und bäuerliches und medizinisches Wissen in den Gärten und Erhalt der Saatgutvielfalt, intelligente und zukunftsfähiger Umgang mit städtischen Ressourcen (am Beispiel der Wasser-”Krise” in São Paulo). Zum Abschluss gab es eine hausgemachte ”Moqueca de Banana”. (Weitere Bilder des Abends finden sich am Ende des Posts)
Aus der Einladung
Gärten zwischen Avenidas und Favelas
Urbane Gärten und urbane Landwirtschaft in São Paulo, Rio, Bogotá und Medellín
Wir laden ein zu Bildvorträgen von: Jasmin Sepahzad, Severin Halder und Marco Clausen, einem offenem Austausch und einem gemeinsamen Essen. Eine Kooperationsveranstaltung der Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten mit Allmende Kontor und Spreefeld
VOM SÜDEN LERNEN: REISEBERICHTE AUS GÄRTEN IN LATEINAMERIKA
Jasmin Sepahzad, Severin Halder und Marco Clausen sind in verschiedenen Gartenprojekten in Berlin aktiv bzw. forschen zum Thema urbane Gärten. In unterschiedlicher Form hatten alle drei Gelegenheit, Garten- und Landwirtschaftsprojekte in Lateinamerika zu besuchen, und sich insbesondere in São Paulo Paulo, Rio, Bogotá und Medellin mit Gärtner*innen und Aktivist*innen auszutauschen. Eingeladen haben wir zudem Ana Alvarenga de Castro. Sie hat in Rio in urbanen Landwirtschaftsprojekten in Favelas gearbeitet und dabei insbesondere die Arbeit von Frauen in der urbanen Landwirtschaft politisch, forschend und praktisch unterstützt.
In einem lockeren Gespräch und bei einem gemeinsamen Essen wollen wir die Eindrücke, die wir auf unseren Reisen gewonnen haben, teilen und eine Reihe von Fragen aufwerfen, die nicht nur die Gärten im globalen Süden betreffen, sondern auch ihre Beziehung zu vergleichbaren Initiativen hier. Unser Interesse richtet sich u.a. auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die möglichen sozialen, ökologischen und bildenden Wirkungen von Gärten, ihren Beitrag zur Ernährungssouveränität und den Zugang, den sie zu gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln ermöglichen. Ausgehend von der Frage „Was können wir vom Süden lernen?“ soll darüber hinaus Bezug genommen werden auf Ideen, Konzepte und Bewegungen, die ihren Ursprung in Lateinamerika haben bzw. dort stark verwurzelt sind. Dazu gehören beispielsweise die Idee der Ernährungssouveränität, die kleinbäuerliche Bewegung La Via Campesina, das indigene Prinzip des Buen Vivir oder Praxis und Bewegung der Agrarökologie.
HINTERGRUND: URBANE LANDWIRTSCHAFT IM GLOBALEN SÜDEN
In den letzten Jahren sind in Städten wie Berlin, New York, Detroit oder Paris zahlreiche neue urbane Gärten entstanden. Auf Titelseiten und zahlreichen Beiträgen von Zeitungen und Magazine weltweit wurde und wird von einem neuen „Trend“ gesprochen, der inzwischen auch in Galerien, Museen und sogar auf den letzten beiden Weltausstellungen zu sehen war. Die Einschätzung, die dieses Phänomen hervorruft, können sehr unterschiedlich sein. KritikerInnen sehen in den Gärten das Neo-Biedermeier einer alternativen Mittelschicht am Werk. Andere Expertinnen und Forschende verstehen sie als Experimentierräumen, in denen auf pragmatische Weise nach Antwortren auf zentrale soziale und ökologische Fragen der Gegenwart gesucht wird. Ein Teil der Initiativen tritt für einen zukunftsfähigen Umgang mit natürlichen Ressourcen ein, für biologische Vielfalt, Partizipation, Solidarität mit der kleinbäuerlichen Landwirtschaft im globalen Süden oder für das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft (Siehe dazu auch das von 120 Initiativen unterzeichnete Manifest „Die Stadt ist unser Garten„)
Der Anbau von Nutzpflanzen auf Gemeinschaftsflächen ist dabei keine Erfindung der Gegenwart, und er ist auch keine Erfindung des Westens. Auch hierzulande beziehen sich Gartenprojekte beispielsweise auf die in den 90er Jahren in Kuba entstandene agricultura urbana. Sie hat nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Versiegen des Zugangs zu billigem Erdöl – der Grundlage einer industrialisierten Landwirtschaft – wesentlich zur Lebensmittelversorgung des sozialistischen Karibikstaates beigetragen. Kuba ist ein Beispiel von vielen. Geschätzt gibt es weltweit 456 Millionen Hektar Ackerflächen in und unmittelbar um Städte (etwa die Größe der Europäischen Union), allein 67 Millionen Hektar befinden sich innerhalb der Stadtgrenzen. Die Welternährungsorganisation schätzt, dass weltweit 800 000 Millionen Menschen in den Anbau von Gemüse und Früchten in Städten eingebunden sind. Vor allem im globalen Süden spielt urbane Landwirtschaft eine zentrale Rolle für die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Gleichzeitig steht sie im Spannungsfeld von Prozessen, die sie gleichermaßen hervorrufen wie bedrohen, etwa der Industrialisierung der Landwirtschaft und der Migration aus ländlichen Räumen in urbane Zentren, Verdrängungsprozessen und wachsender Ungleichheit in den Städten sowie Formen lokaler und informeller Selbstorganisation. An den Metropolen Lateinamerikas lassen sich dabei beispielhaft Prozesse beobachten, die auch für den globalen Prozess der Urbanisierung typisch sind und es lassen sich im Kleinen Ansätze ausmachen, die vielleicht auch für die Zukunft der urbanen Landwirtschaft und unserer Städte wegweisend sein könnten.