Bonnie Fortune und Brett Bloom
Bonnie Fortune und Brett Bloom arbeiten zusammen an künstlerischen Forschungsprojekten zu den Themen Ökologie und Habitat (Lebensräume). Gemeinsam haben sie zahlreiche Projekte zu urbanen Lebensräumen und zur Stadtökologie gemacht und schreiben über die Themen Kunst und Ökologie auf www.mythologicalquarter.net.
Brett Bloom ist Künstler, Aktivist, Autor und Herausgeber und lebt derzeit in Kopenhagen. Er arbeitet überwiegend in kollaborativen Gruppen, meist zu ökologischen Fragen. Bloom ist Mitherausgeber des Doppelbuches Belltown Paradise / Making Their Own Plans (WhiteWalls, 2004), in dem nachbarschaftliche Initiativen in 5 Städten porträtiert werden, die sich über einen längeren Zeitraum für den Erhalt von Freiräumen, für nachhaltige städtische Infrastrukturen oder für die Schaffung neuer öffentlicher Räume eingesetzt haben. Im Sommer 2015 wird Bloom zwei intensive Workshops in London und im ländlichen Schottland koordinieren, die Teil des mehrjährigen Bewegungsprojektes Breakdown Break Down sind. Dieses will andere dazu ermuntern sich zu artikulieren und zum Aufbau einer zivilen Kultur beizutragen, die sich auf Klimachaos und Zusammenbruch vorbereitet. Ein Ziel ist es dabei, neue Geschichten zu entwickeln, die die westliche „Petro-Subjektivität“, d.h. unser durch die Industrialisierung geprägtes Verständnis von uns selbst und dem Raum, durch andere Erzählungen und Möglichkeiten ersetzt.
Bonnie Fortune ist Künstlerin und Autorin, die sich in ihrer Arbeit mit sozialen und ökologischen Umwelten beschäftigt. Ihre jüngsten Projekte umfassen eine Interviewsammlung mit Künstler*innen und Aktivist*innen, die zu Fragen der Umwelt arbeiten: Ecology in the Nordic Landscape (Half Letter Press, 2014) sowie die Arbeit The Alphabet of the Anthropocene (2014, with Brett Bloom), ein System großer öffentlicher Schautafeln, auf denen Schlüsselworte zu finden sind, die das Leben in unserer gegenwärtige Epoche des Anthropozän bestimmen.
Präsentation der Ergebnisse
07. August, 19 Uhr
Zukunft der Nahrungsmittel Versorgung in der Bio-Region* Berlin-Brandenburg
Wir präsentieren die Ergebnisse der Erkundungen zu der Frage, wie wird die Lebensmittelproduktion und Versorgung der Bioregion Berlin-Brandenburg in Zukunft aussehen. Im Rahmen des Residency-Programms der Nachbarschaftsakademie haben Brett Bloom, Åsa Sonjasdotter und Marco Clausen eine Interviewreise durch urbane Gärten in Berlin und landwirtschaftliche Betriebe in Brandenburg unternommen. Wir haben kleine familiär oder kollektiv geführte Höfe ebenso wie mehrere hundert Hektar große landwirtschaftliche Betriebe besucht und mit GartenaktivistInnen unterschiedlicher Generationen in der Stadt gesprochen. Fragen wurden aufgeworfen nach Nahrungsmittelsouveränität, Landgrabbing, dem Arbeiten mit Pferden, der Sorge um den Boden, dem Einfluss des Klimawandels auf die Landwirtschaft in der Region oder der Solidarität mit kleinbäuerlichen Bewegungen weltweit.
Angestossen wurde die Arbeit an Erzählungen, die einen Ausblick eröffnen auf eine Zukunft ohne fossile Energieträger. Die Zwischenergebnisse dieser Gespräche werden wir in Form einer kleinen Publikation auf der Veranstaltung verteilen. Sie soll den Auftakt bilden zu einer Vertiefung von Kooperationen und Diskussionen zwischen Stadtbewohnern und Bauern und Bäuerinnen in der Region.
*Bioregionalismus
Der Begriff der Bioregion eröffnet einen Blick, der die industrialisierten, markt-basierten, staatlichen, nationalistischen oder (neo-)kolonialen Definitionen und Praktiken in Bezug auf Land und Boden wirksam in Frage stellt. Der Bioregionalismus sensibilisiert Dich dafür, darüber nachzudenken, inwieweit jeder Ort an dem Du Dich wieder findest auf der einen Seite einzigartig ist, gleichzeitig aber in Beziehung steht mit großen angrenzenden Landschaften, Prozessen, Bewegungen von Menschen, Tieren, Energie, Wettermustern oder geologischen Zeitdimensionen. Jedes Verständnis des Bioregionalismus bezieht unausweichlich Fragen der biologischen Vielfalt, des Austausches mit Prozessen, die weiter reichen als die jeweilige Region, und des Gegensatzes zu nationalistischen oder völkischen Identifikationen einer Gruppe von Menschen mit einem bestimmten Boden mit ein. Eine solche Identifikation ist unmöglich, versteht man einmal, was eine Bio-Region ausmacht und woraus sie sich zusammensetzt. Bioregionen sind nicht an nationale Grenzen gebunden, sie überlappen sich mit anderen, tauschen untereinander Dinge aus oder teilen sie. Es handelt sich um einen ausgesprochen wirksamen Ansatz, um der Dummheit und Kurzsichtigkeit der Identifikation mit Land zu begegnen. Stattdessen geht es um Orte selber und um ihre permanent sich ändernde Komplexität und Vielfalt. Diese gilt es zu pflegen und für sie Sorge zu tragen.
Der Begriff Bioregionalismus wurde 1975 von Allen Van Newkirk geprägt, dem Gründer des „Institute for Bioregional Research“. Durch Menschen wie Peter Berg von der „Planet Drum Foundation“ wurde das Konzept popularisiert, unter anderem mit Hilfe des Bioregionen-Quiz. Einer Art das Wissen darüber zu testen, wo man sich befindet, etwa mit Fragen wie: „Kennst Du fünf überwinternde Vogelarten und fünf Zugvögelarten dort, wo Du lebst“ oder „Welche Arten sind hie ausgestorben?“.